Obwohl ich jetzt schon 1,5 Wochen wieder in Estland bin, hatte ich wegen der Schule sehr viel zu tun. Ich habe verstanden, dass man manchmal auch zur Uni gehen muss und man nicht immer viel freie Zeit hat... Aber ich muss ja meine Deutschland-Reise auch hier im Blog zu Ende bringen! Von Bremen musste ich also zum Erasmus Projekt kommen, was ungefähr 25km weit weg war. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre ich 1,5 Stunden gefahren und es hätte ca 10€ gekostet. So hatte ich also keine Lust zu reisen. Per Anhalter wäre es auch schwierig gewesen, da das Projekt irgendwo im Nirgendwo war, wo keiner hinfährt. Ein Fahrrad hatte ich nicht, also war die einzige Möglichkeit zu Fuß zu gehen. Ich habe mir gedacht, warum nicht, ich habe doch drei Wochen kein richtiges Training gemacht, dann kann ich jetzt eine kleine Wanderung machen. Google Maps hatte angezeigt, dass es nur 5 Stunden dauert, das ist machbar! Ich habe mir gedacht, dass wenn ich um 14Uhr anfange, kann ich am morgen noch ein bisschen bei meiner Patentante sein und dann komme ich perfekt zum Abendessen an. Die Idee selbst war gut, ich bin genau 19.15 angekommen, aber die letzten 1-2 Stunden musste ich im Dunkeln gehen. Das empfehle ich keinem wirklich. Es ist ein bisschen gruselig, alleine im Wald zu gehen, besonders, wenn man nicht viel sieht. In diesem Fall hilft Google Maps aber, da man sieht, wo man selber steht und sieht, wo man hin muss. Auf jeden Fall hatte ich aber sehr viel Spaß fünf Stunden alleine zu wandern, ich musste mit keinem reden und konnte meine Gedanken denken. In einem Dorf hat ein Mann sogar gefragt, ob ich mich nicht verlaufen habe und weiß, wo ich hin muss. Der dachte vermutlich, dass ich verrückt bin, dass ich mit einem großen Rucksack alleine durch die Dörfer gehe... Sonst habe ich sehr viele Tiere und Natur gesehen! Das war richtig toll! Am Abend waren meine Füße zwar total kaputt und voll mit Blasen, aber das war es auf jeden Fall wert!
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Am Samstag hat meine Freundin mich nach Hannover gebracht, sodass wir noch ein bisschen mehr Zeit verbringen konnten. Wir haben erfahren, dass wir uns vermutlich erst wieder in 1,5 Jahren sehen, da ich zwischendurch ja wieder in der Weltgeschichte reise. Das nächste Mal wollten wir uns in Frankreich treffen. Mal sehen, was daraus wird! In Hannover habe ich wieder bei Couchsurfern übernachtet. Die waren ganz oke und sind schon viel in der Welt herumgereist, was ganz interessant war, doch irgendwie war ich nicht ganz auf einer Linie mit denen. Sie haben sich am Abend noch mit Freunden getroffen, aber ich bin nicht mitgegangen, da ich mit denen nicht wirklich gemeinsame Gesprächsthemen hatte (vielleicht war ich auch müde vom vielen Smalltalk..). Ich habe stattdessen Blogposts geschrieben! Am Sonntag habe ich mich mit einem seeeehr alten Bekannten getroffen. In der 10. Klasse hatten wir einen Schüleraustausch mit einer Schule aus Hannover und dann habe ich mich mit einem Jungen von dort getroffen. Es war sehr interessant, zu hören, was er jetzt macht! Den Rest der Zeit bin ich in der Stadt durch die Gegend gegangen, habe Bilder gemacht und haben auf den Abend gewartet. Ich habe sehr auf den Abend gewartet, da ich in der Oper die Zauberflöte geschaut habe. Ich war sehr lange schon nicht mehr in der Oper o.ä. Am witzigsten war, dass ich das überhaupt nicht geplant hatte. In Hamburg habe ich meine Großeltern gefragt, was man in Hannover machen kann. Darauf haben sie geantwortet, dass man im Winter nicht viel machen könne, aber dass die Oper ganz schön sei. Also bin ich auf die Website der Oper gegangen und habe geguckt, was dort im Moment gespielt wird. Für die Zauberflöte gab es genau zwei freie Plätze und einen habe ich mir geschnappt! Das ist eines der sehr guten Beispiele, wie die nicht geplanten Sachen am besten sind: ich hatte am Anfang ja auch gar nicht geplant, nach Hannover zu gehen und erst recht hatte ich nicht geplant, in die Oper zu gehen! Ich denke, das war aber eines der schönsten Momente! Übrigens hatte ich ja eigentlich keine Klamotten für die Oper. Deswegen waren wir in Braunschweig mit meiner Freundin shoppen und ich habe mir für nur 10€ ein Kleid und Schuhe gekauft. Die kann ich vermutlich nur zwei Mal tragen, aber das fande ich trotzdem besser als nur in Jeans und T-shirt zu gehen. Von Hannover nach Bremen bin ich wieder per Anhalter gefahren und das lief eigentlich ganz gut. Der Anfang ging gut und am Ende hat es sich ein bisschen gezogen. Bei der letzten Fahrt war der Typ megakomisch. Er hat mich gefragt, ob ich von Zuhause weglaufe, warum ich das denn mache, ob ich kein Geld habe etc. Aber alles mit so einem urteilendem Unterton. Am Ende hatte ich überhaupt keine Lust mit dem zu reden. In Bremen war ich bei meiner Patentante, mit der wir auch einfach die Stadt besucht hatten und am Abend den Film „Maria Stuart“ gesehen haben. Ich empfehle den Film auf jeden Fall, da es eine gutes Bild über das Leben früher gibt und einen guten Überblick über die schotische und englische Geschichte bietet. In Bremen endete quasi meine Trampreise. Wie ich aber aus der Stadt zum Erasmusprojekt, was ca 25km von Bremen ist, war auch noch ganz interessant. Darüber aber schon im nächsten Blogpost! In Hamburg und Umgebung war ich hauptsächlich bei meiner Familie. In Reinbek war ich bei meinen Großeltern, wo auch meine Tante zu Besuch war. Da habe ich auch das erste Mal meinen Cousin gesehen und hilfe, kleine Kinder sind echt süß! Diese paar Tage haben mir auch wieder gezeigt, wie schon es ist, mit der Familie Zeit zu verbringen und wie wichtig sie eigentlich ist. Ich habe meine deutsche Familie ja 1,5 Jahre nicht mehr gesehen… Da habe ich mir gedacht, dass ich sie mal öfter besuchen sollte. Aus Reinbek bin ich dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hamburg gefahren, da ich sowieso meine Tante und ihr Kind zum Zug gebracht habe und es schwierig ist, so kurze Strecken zu tramplen. In Hamburg war ich bei meinem Bruder, deren Mitbewohner auch gerade Besuch von seiner Schwester hatte. Also sind wir zu viert zu einer Fotoaustellung gefahren, die über das Leben in der Stadt sprach. Da gab es ganz viele Bilder über Japan, wo ich nämlich überlege ein Auslandssemester zu machen. Jetzt weiß ich nicht mehr so ganz, ob ich das machen will… An dem Tag konnte ich auch das erste Mal Sushi machen und ich muss sagen, das klappte ganz gut! Da ich schon so oft in Hamburg gewesen bin, habe ich dort nicht besonders viel Sightseeing gemacht. Am Sonntag war ich noch mit einem Freund in der Elphilharmonie, was dann gebaut wurde, als ich noch in Deutschland lebte. Jetzt ist es fertig und ich finde es gar nicht so cool, wie ich dachte. Ich weiß nicht, warum die das so lange gebaut haben… Am Montag (vor einer Woche) bin ich dann per Anhalter zu meiner Freundin nach Braunschweig gefahren. Dafür bin ich eine Stunde zur Raststätte an der Autobahn gegangen, wo ich mit der zweiten gefragten Person nach Hannover kam. Dort hat mich jemand dann zu einem nahegelegenen Bahnhof gebracht, wo ich wieder mit dem Zug bin. Da es schon dunkel war und ich irgendwann sowieso ein bisschen mit den Öffentlichen fahren musste, dann habe ich es dort schon gemacht. In Erfurt war ich am Abend mit den Freunden meiner Familie und am nächsten Morgen ging es schon weiter. Aus Erfurt ist es überhaupt nicht einfach raus zu kommen, da es dort keine gute Stelle gibt, wo man stehen kann. Ich stand am Rand einer Straße, wo man gerade aus fahren oder abbiegen konnte also zum Anhalten gab es nicht besonders viel Platz. Ich habe mir ein Schild gemacht, wo A71 mit einem Pfeil zur A38 stand. Ein Auto hatte nach 20min angehalten, hat gesagt schnell schnell, komm schnell ins Auto, die Anderen warten hinter mir. Ich hab so viel verstanden, dass die mich bis zu einer Stelle mitnehmen können. Fun fact: die sind überhaupt nicht dorthin gefahren, wo ich hin wollte. Die sind über die B7 nach Gotha gefahren. Gotha ist von Erfurt ca 25km westlich. GOTHA?!?!? B7?!?!?! Während des ganzen Weges dachte ich, was ich jetzt machen soll und ob Menchen keine Schilder lesen konnten?! Ich wollte doch in den Norden. Ich habe mir gedacht, dass es keinen Sinn macht irgendwo auf der B7 anzuhalten, da ich von dort nirgendwo hinkomme. Also haben die mich in Gotha zu einer Tankstelle gebracht, wo ich mir einen neuen Plan ausgedacht habe. Man muss doch immer spontaan sein. Im Nachinein denke ich, dass es eigentlich sehr gefährlich war und auch ganz ander hätte enden können, da im Auto nur zwei Männer saßen und die am Anfang so gestresst haben (während der Fahrt waren sie aber ganz normal). In der Nähe von Gotha war die A4, von wo ich dann zur A7 wollte, die direkt nach Hamburg ging. Ich habe mir also ein neues Schild mit der A4 gemacht. Dann ging ich mit diesem Schild an den Autos vorbei, die vor der Ampel standen und einer ist wirklich in diese Richtung gefahren. Schnell bin ich in sein Auto und er hat mich zu einer Raststätte an der Autobahn gebracht. Von dort habe ich dann weiter gefragt, ob jemand wirklich auf die Autobahn fährt und dort ein bisschen länger bleibt. Ein Mann tat dies, wollte sich aber vorher noch einen Kaffee holen und kurz rauchen. Ich habe mir gedacht, das ist doch super, dann kann ich mich vorher ein bisschen mit ihm unterhalten und es ist sicherer. Währenddessen war er ganz normal und irgendwann sind wir ins Auto gegangen. Ich habe erfahren, dass er ein Aufmerksamkeitsproblem hat und deswegen auch bald in die psychatrische Klinik geht. Ich habe mir nichts dabei gedacht – jeder hat doch seine Macken. Zum Glück hat er mich aber nur 10min bis zur nächsten Tankstelle gebracht, die wirklich direkt an der Autobahn war. Der schlimmste Teil kam nämlich, als ich schon aus dem Auto war. Er hat nach meiner Nummer gefragt und ob ich einen Freund habe. HILFE!!!!! Er hat noch gesagt, dass es ja so ein Zufall ist, dass wir uns getroffen haben, obwohl er mich gar nicht gesucht hat, aber jetzt hat er mich gefunden usw. Der Mann war 58 Jahre alt und hatte eine Frau, mit der er während der Fahrt sogar kurz gesprochen hat. Ich habe ihm höflich gesagt, dass ich jetzt in die Raststätte gehe, da es kalt ist. Dort habe ich gewartet, bis er weggefahren ist, weil ich das ein bisschen gruselig fand… Er müsste vermutlich wegen anderen Problemen auch in Behandlung gehen… Der Rest der Fahrt ging aber super. Ich bin zwar mit einem sehr großen Kreis gefahren (ich bin über die A4 bis nach Kassel und dann erst von dort auf die A7), doch zwischendurch konnte ich mit einem Porsche 200km/h fahren (btw der Fahrer war ein Pole und megalieb!!! Wir haben am Ende sogar noch ein Bild zusammen gemacht, sodass er das seiner Tochter zeigen kann!!)!!! Ab Hannover (also ca die Hälfte der Strecke) kam ich mit einem Auto direkt bis nach Hamburg. Am Ende kam ich also heile bei meinen Großeltern an. Am Anfang der Reise dachte ich mir, was ist schon dabei: einen Monat von Zuhause wegzusein ist für mich doch kein Problem. Ich war fünf Monate in Madagaskar ohne Freunde und Familie, ein Monat ist nichts für mich.
Die ersten zwei Wochen war ich jede Nacht quasi irgendwo anders und irgendwann ging mir das auf die Nerven. Ich wollte irgendwo auch mal ein bisschen länger sein. Ich war bei meinen Großeltern drei Nächte, was sehr schön war, und jetzt war ich in Braunschweig bei meiner besten Freundin fünf Nächte. Das war, glaube ich, ein bisschen zu viel, da es in Braunschweig nicht wirklich etwas zu tun gibt, und wir ab dem zweiten Tag nur noch irgendwelche teilweise unnötigen Beschäftigungen gesucht haben. Hier muss ich sagen, dass ich es trotzdem total genossen habe, bei meiner besten Freundin zu sein, besonders weil ich sie 1,5 Jahre nicht gesehen habe!!! (Falls du das liest: ich habe dich ganz doll lieb <3). ABER für einen Workaholic, wie ich das bin, waren jeden Tag 10 Stunden schlafen und nichts machen zu viel. Ich hatte definitiv zu viel Zeit zum (Über)denken. Jetzt sitze ich hier in Hannover und denke, wie sehr ich schon nach Hause will und endlich in meinem Bett schlafen will. Dann kann ich 3,5 Monate in Estland sein, bevor die nächste Reise wieder los geht. Jetzt muss ich nur noch das Erasmus Projekt überleben, wo wir zum Glück von Morgens bis Abends etwas zu tun haben und ich nicht jede Nacht woanders schlafe. Ich denke, der Unterschied zwischen der Reise im Moment und meiner Madagaskar-Reise ist, dass ich bei der Reise kein Zuhause und kein „mein Bett“ habe, sondern ich überall quasi fremd bin. Deswegen habe ich stärkeres Heimweh. Wenn du gerade das Gefühl hast, dass mir diese Reise überhaupt nicht gefällt und alles doof ist, dann irrst du dich gewaltig. Diese Reise ist eines der lehrreichsten gewesen. Ich habe gelernt, dass die Welt überhaupt nicht so schlimm ist, wie die Medien das heutzutage darstellen; in jedem Menschen steckt etwas Gutes; und ich muss auf jeden Fall öfter meine Familie und Freunde in Deutschland besuchen, weil ich sie echt unglaublich gern habe (und mein Deutsch schrecklich geworden ist). Außerdem habe ich gelernt, noch positiver als vorher zu sein und dass irgendwie immer alles gut geht – wenn nicht, dann ändert man die Pläne, sodass es gut geht. Heute gehe ich mir noch in der Oper die Zauberflöte angucken, da ich mir vor einer Woche das Ticket gekauft habe, weil warum nicht, und dann bin ich auch bald bei meiner letzten Station in Bremen. |
Ich bin Laura und ich liebe Reisen! Herzlich willkommen in meinem Blog und in meine Abenteuer!
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June 2019
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