Zwei Mal pro Woche unterrichte ich in der Landwirtschaftschule, was wie eine Universität ist. Dort habe ich zwar zwei Klassen, aber ich unterrichte alles zusammen, weil wir nur 12 Schüler sind.
Warum mag ich diese Stunden mehr als die in der Grundschule? Erstens haben wir viel mehr Zeit mit denen. Ich besuche sie Dienstags und Donnerstags für zwei Stunden, zusammen vier Stunden. Ich lerne sie viel besser kennen und weiß, wo deren Stärken und Schwächen sind. Zweitens sind dort viel weniger Schüler und alle sind in meinem Alter (17.25). Mit Einigen rede ich sogar noch nach den Stunden und es ist sehr interessant. Es ist einfacher sie zu unterrichten, weil es weniger Schüler gibt und alle Englisch lernen wollen. Drittens haben wir jede Stunde verschiedene Themen. Eigentlich haben wir in zwei Stunden zwei verschiedene Themen. In der Grundschule unterrichten wir für eine Woche jeden Tag dasselbe und am Ende ist es ziemlich langweilig. In der Landwirtschaftsschule muss man zwar mehr vorbereiten, aber dafür ist es auch interessanter. Obwohl Kinder ja sehr süß sind (und viel schreien), mag ich es trotzdem mehr Erwachsene zu unterrichten, weil die wirklich interessiert sind und Englisch lernen wollen.
0 Comments
Während der fast zwei Monate, die ich hier gewesen bin, haben sich schon drei Jungen/Männer in mich verliebt. Einer hat sich schon nach einem Monat verliebt und meinte, er kenne mich in und auswendig und ich sei die Liebe seines Lebens. Der Zweite hat es mir erst vor kurzem gesagt. Vorher wollte er immer irgendwo mit mir spazieren gehen oder er stand plötzlich vor unserem Haus und wollte mich irgendwo hinbringen. Da ich nicht wusste wohin und ich generell nicht alleine mit ihm sein will, bin ich natürlich nie mitgegangen. Der Dritte schreibt einfach die ganze Zeit komische Sachen in Facebook.
Ich habe mit einer Freundin von hier darüber geredet und sie meinte, dass die alle nur eine Freiwillige als Freundin haben wollen, weil sie so einfacher nach Europa und ins bessere Leben kommen. Selten ist es wahre Liebe und oft einfach nur die Suche nach einem besseren Leben. Da ich keine Lust mehr auf die ganzen Jungs habe, ignoriere ich diese und schreibe/rede nur noch mit Mädchen in meiner Freizeit. Der Grund, warum ich überhaupt mit denen auf Facebook angefangen habe zu schreiben, ist, weil ich dachte, dass die Englisch praktizieren wollen. Das Gleiche ist auch mit einer anderen Freiwilligen passiert, die mit einem Privatstunden gemacht hat. Dann hat sie erfahren, das er sie liebt und nur deswegen die Stunden macht. Eigentlich möchte er überhaupt kein Englisch lernen. Das war auch der Grund, warum ich mein Profilbild auf Facebook verändert habe. Ich wollte denen klar machen, dass ich überhaupt nicht an denen interessiert bin und ich einen Freund habe. Einer war dann ganz traurig: er hat mich gefragt, ob ich meinen Freund heiraten möchte und ich habe die Frage bejaht. Dann meinte er, dass es sehr schade sei und dass er wohl zu spät sei.... Als ich mit der Koordinatorin darüber gesprochen habe, meinte sie, dass es hier normal sei, dass ein Junge dich schon nach 2 Wochen „liebt“. Ich lache einfach darüber! Eigentlich sind das keine neuen Duschen und WC's sondern die Ersten! Einer der Freiwilligen hat ein Projekt gestartet, das für das Dorf, was neben unserem Camp ist, Toiletten und Duschen baut. Im Moment machen sie ihre Geschäfte nämlich im Meer oder im Wald und waschen sich unter einem kleinen Wasserhahn. Das ist alles nicht sehr hygienisch, weswegen viele Kinder krank werden. Generell wissen die Dorfbewohner nicht allzu viel über Hygiene und empfinden es nicht als wichtig sich nach dem Gang zur Toilette die Hände zu waschen. Damit sie aber die Bedeutung von Hygiene verstehen und modernere Waschmöglichkeiten bekommen, haben wir ein Projekt in "gofundme.com" gemacht. Auf der Seite kann man auch sehen, wie das Dorf aussieht und was die Situation dort ist:
www.gofundme.com/ambalahonko-toilets Ich unterrichte in der Schule "Ecole Frere" (Brüder (Jungen) Schule), was früher eine Schule nur für Jungs war. Natürlich gibt es dann auch eine "Ecole Soeur" (Schwestern (Mädchen) Schule). Dort unterrichten wir aber nicht so viel.
In Madagaskar nennt man die erste Klass CP, die zweite CE, die dritte CM1 und die vierte CM2. Die Klassen haben auch Nummern, die ich aber nicht verstehe. Zum Beispiel ist CM2 die siebte Klasse? In die nächste Klasse kommen die Schüler nur, wenn sie den Test am Ende des Jahres bestehen. Deswegen haben wir in vielen Klassen so 8- als auch 14-Jährige. Natürlich kann es auch daran legen, dass die Kinder später in die Schule gekommen sind oder sie mussten ein Jahr Pause machen, weil die Eltern kein Geld mehr hatten. Die Schule in Madagaskar kostet nämlich Geld. In einer Klasse sind ca 40-60 Schüler, was eigentlich gar nicht so schlimm ist, weil die Kinder sehr gut erzogen sind. In der Klasse sind auch immer ein bis zwei Lehrer, vor denen sich die Kinder fürchten. Hier werden die Kinder nämlich geschlagen. Zum Beispiel müssen sich die Kinder, bevor sie in die Klasse gehen, aufreihen und wenn da jemand an der falschen Stelle steht, bekommt er einen (leichten) Schlag auf den Hinterkopf und/oder sie werden zur richtigen Stelle gezogen. Das erste Mal, als ich diese Reihe am Ende der Pause gesehen habe, dachte ich, ich sei in einer Armee. Die Mädchen und Jungs reihen sich getrennt in Reihen auf, alle mit einer Armbreite Abstand und sie warten, bis der Lehrer kommt. Die Kinder haben sonst relativ lange Tage. Sie beginnen um 7.30 und hären um 16.30 auf. Zwischendurch haben sie eine halbe Stunde Pause, wo sie im Hof laufen und spielen können. Dann haben sie noch eine längere Pause, wo die Meisten Mittag essen gehen. Einige schaffen das jedoch nicht, weil sie einen langen nach Hause Weg haben und den ganzen Weg gehen müssen. Was für Fächer die Kinder haben, habe ich noch nicht wirklich herausgefunden. Ich weiß aber, dass sie viel Französisch lernen und Donnerstagmorgen immer in die Kirche gehen. Ich habe jetzt schon einige Deutschstunden gemacht und es ist eigentlich gar nicht so einfach. Ich habe sogar einen extra Plan für meine Deutschstunden gemacht, damit das alles ein bisschen geordneter ist. Ich habe jedes Mal eine halbe Stunde Grammatik und eine halbe Stunde Vokabular. Ich habe null Ahnung, ob ich das in der richtigen Reihenfolge unterrichte oder ob ich es falsch mache. Das Problem ist, dass wir eigentlich ziemlich wenig Zeit zum Lernen haben. Ich werde meine Schüler bitten, alles zu Hause noch einmal zu wiederholen, weil wir einfach keine Zeit für Wiederholung in der Stunde haben. Die sind alle so vorbildlich, sodass es damit keine Probleme geben wird.
Überhaupt war es sehr schwierig herauszufinden, was man überhaupt alles unterrichten muss. Als Deutsche macht man soviel automatisch, man muss keine Grammatik lernen dafür. Ich weiß echt nicht, wie ich denen erklären soll, wie man „ein“ dekliniert und wenn dann noch ein Adjektiv dazu kommt, wird es noch mal anders. Ich selber weiß noch nicht mal, wie man das macht. Ich mache das einfach automatisch. Ich bemerke gerade, dass ich mit den Deutschstunden sehr viel Arbeit auf mich genommen habe, aber ich hoffe wirklich sehr, dass es sich lohnt! Mit einem Jungen, der schon ein bisschen besser Deutsch spricht, rede ich jetzt auf Facebook nur auf Deutsch. Ich wurde gebeten, zu schreiben, was ich hier esse. Wäre ich ein Madagasse, würde ich immer nur Reis essen (abhängig vom Reichtum, isst man noch Gemüse dazu, das Meiste ist jedoch trotzdem Reis). Zum Glück ist unser Essen etwas reicher an Nährstoffen.
Wir haben für jeden Tag einen Plan, was wir essen. Frühstück ist fast jeden Tag etwas anderes. Zwei Mal pro Woche essen wir Baguettes, was megagut schmeckt (genauso wie in Frankreich) und nur 20 Cent kostet. Dienstags essen wir Sebeda, was Essen von hier ist. Es ist eigentlich einfach Reis mit Zucker, Zimt und Honig. Schmeckt aber sehr gut! Mittwochs gibt es entweder Pfannkuchen oder Brei. Zum Frühstück ist es also nichts Schlimmes. Für Mittagessen und Abendbrot haben wir meistens das Gleiche. Normalerweise essen wir Gemüse oder Bohnen mit Reis. An einem guten Tag bekommen wir Nudeln. Fleisch essen wir überhaupt nicht. Das Gemüse und die Bohnen essen wir aber immer in verschieden Formen und mit verschiedenen Soßen. Ist überhaupt nicht so schlimm, wie ich erwartet habe. Donnerstags fahren wir immer ins Camp, wo wir treat night haben, wo wir für ein bisschen Geld (1 Euro) besseres Essen bekommen. Zum Beispiel haben wir Pommes, Hünchen, Falafel und Zebu-Fleisch gehabt. Es gibt immer etwas für die Vegetarier und Fleischesser. Vegetarier haben wir nämlich ziemlich viele. Das Essen macht immer einer von den Koordinatoren, wir helfen nur das Gemüse zu schneiden. Zusammengefasst kann man sagen, dass wir Reis, Bohnen und Gemüse in verschiedenen Formen essen. Für Zwischendurch oder als Dessert essen wir verschiedene Früchte: Mango, Papaya, Bananen etc. Alle Früchte schmecken viel besser als in Europa! Obwohl das Essen allgemein sehr gut schmeckt, vermisse ich doch einige Sachen. Z.B. vermisse ich frische Sachen wie einen Salat mit Tomaten, Gurken etc. Kuchen bekommen wir hier auch gar nicht, wobei ich den eigentlich zu Hause machen könnte, weil wir irgendetwas ofenartiges haben, was aussieht wie ein Mikrowelle. Und KÄSE!!!! Wir haben keinen Kühlschrank hier, aber ich habe geplant, dass ich an einem Tag Käse kaufe und den einfach an einem Tag aufesse. Wenn ich wieder zu Hause bin, wisst ihr, was ihr mir zum Flughafen mitbringen könnt!!! Am Samstag sind wir nach Nosy.Iranja für einen Ausflug gegangen, weil dort der schönste Strand in Madagaskar sein soll. Der Sand war weiß und das Wasser durchsichtig, aber sonst war da nicht sehr etwas Spannendes. Viel interessanter war es mit den Einheimischen Party zu machen.
Am selben Abend waren nämlich vier Hochzeiten. Am Anfang haben wir überlegt, ob es ein Mann mit vier Frauen war oder wirklich vier Paare. Es stellte sich heraus, dass es doch vier verschiedene Paare waren. Die Bräute sind mit dem Boot gekommen und wurden von vielen Menschen und Gesang in Empfang genommen. Das Lied war natürlich afrikanisch. Alle sind dann in die Mitte des Dorfes gegangen, wo ein Zelt aufgebaut war. Ich weiß nicht, ob die Zeremonien hintereinander statt gefunden haben oder die alle gleichzeitig waren, auf jeden Fall waren die Menschen für drei Stunden im Zelt. Am Abend war dann Party. Interessant wurde es aber, als wir auch zur Party gegangen sind. Jedes Paar hatte ihre eigene Ecke (vermutlich bei ihrem Haus) eine kleine Tanzfläche. Jede Tanzfläche hatte verschiedene Musik. Wr sind dorthin gegangen, wo einigermaßen die beste Musik war. Natürlich war das trotzdem afrikanische Musik und nicht, was man in europäischen Clubs hört. Ich selber konnte zwar nicht wirklich zu dieser Musik tanzen, aber die Einheimischen waren ziemlich gut darin. Ich bin daran gewohnt, dass man auf Partys nur so ein bisschen die Hüften bewegt und von einem Bein auf das andere hopst und das ist tanzen. Die (besonders die Männer) hatten aber solche Bewegungen drauf, da musste man echt staunen. Die sind in die Hocke gegangen, haben mit ihren Beinen und Armen gewedelt. Manchmal war es sogar ein bisschen komisch und hat mich and estnischen Volkstanz erinnert. Spaß hatten wir auf jeden Fall! Ein wenig unangenehm wurde es aber, wenn ein ruhiges/romantische Lied gespielt wurde und die afrikanischen Männer sich eine "Weiße" gesucht haben, um Paartanz zu tanzen. Ich habe dann mit denen getanzt und gehofft, dass das Lied kurz ist. Irgendwann haben wir dann aber mit dem einem Mädchen beschlossen, dass wenn einer kommt, dann laufen wir zueinander und tanzen zu zweit. So war es viel besser! Wir sind ungefähr um halb drei von der Party weggegangen und sind nach einem kleinen Nachtschwimmen schlafen gegangen. Sehr viel schlafen konnte man aber nicht, weil die Einheimischen bis in die Morgenstunden gefeiert haben! Und um 10 Uhr morgens haben sie weiter gefeiert! Ich bin jetzt schon einen Monat hier in Madagaskar gewesen und ich muss sagen, dass ich megaglücklich bin, dass ich hier her gekommen bin.Was habe ich alles in einem Monat erreicht?
Ich habe drei Schülern beigebracht, wie man sich auf Englisch vorstellt und wie die Farben auf Englisch sind. Ich habe wunderschöne Gedichte von meinen Schülern im Jugendzentrum gehört. Mein Handy hat es geschafft, aus dem fahrenden Tuk-Tuk aus meiner Hosentasche zu fallen (zum Glück war es kein Iphone und es ist alles in Ordnung). Ich bin das erste Mal auf dem Markt gewesen und habe Obst gekauft. Für 1,40€ (5000 Ariary) habe ich 10 Bananen, 2 Mangos und eine Papaya bekommen. Hoffentlich werde ich noch mehr kaufen! Ich habe in einem Monat ca 50 Stunden Englischunterricht gehabt. Ich habe die wichtigsten Sätze auf Madagassisch gelernt. Ich habe eine Freundin gefunden, mit der ich Mittwochs Basketball spiele. Ich habe angefangen, Deutsch zu unterrichten, was meine Lieblingsstunde ist, weil die Schüler so gute Schüler sind! Ich habe das erste Mal geschnorkelt. Ich habe das erste Mal in meinem Leben Schildkröten, Delfine und Haie gesehen. Im Wald habe ich das erste Mal Lemuren, Babylemuren (!!!), Schlangen, Skorpione, springende Spinnen und Chamäleons gesehen. Für mich ist der Wecker um 5.30 oder 6.00 total normal und 20.00 ist die perfekte Zeit zum schlafen gehen. Ich weiß echt nicht, was ich in Estland machen soll, wenn ich im Winter zurück komme und es Minusgrade gibt. Ich mag es hier mit 30 Grad und Sonne. Sehr viel wärmer darf es aber nicht werden.... Natürlich gab es auch negative Seiten, aber es gab auf jeden Fall sehr viel mehr positive Sachen und ich genieße meine Zeit hier. Die Kinder und Jugendlichen sind alle so freundlich und in jeder Stunde habe ich Spaß! Ich habe mit einem Mädchen aus meinem Unterricht gesprochen, dass ich Madagassisch lernen will. Sie hat mir erzählt, dass sie ein Madagassisch-Englisch Wörterbuch/Lernbuch hat, was sie mir ausleihen könnte. Am nächsten Tag hat sie es mir dann schon gebracht und ich konnte mit dem Lernen anfangen. Mit dem Jungen habe ich noch nicht gelernt, weil ich in letzter Zeit nicht wirklich viel Zeit dafür hatte.
Ich habe aus dem Buch alle Anfangssätze (ich heiße..., ich bin aus..., etc) herausgeschrieben und dann wurde mir gesagt, dass man so hier gar nicht spricht. Das Buch ist für das amtliche Madagassisch und nicht, was in Nosy-Be gesprochen wird. Dann habe ich gefragt, wie man denn hier spricht. Jetzt kann ich schon meinen Namen sagen, ich kann sagen, dass ich Lehrer/Schüler bin, ich kann sagen, dass es mir gut geht und dass ich aus Deutschland/ Estland komme. Ich kann fragen, wie es jemandem geht, wie jemand heißt. Juhu! Außerdem habe ich die Regeln aus dem Buch gelesen und es scheint alles gar nicht so kompliziert zu sein. Sie konjugieren nämlich keine Verben, sie haben für jede Person das gleiche Verb. In der Gegenwart fangen die Verben mit einem „m“ an, in der Zukunft verändert sich das „m“ zu einem „h“ und in der Vergangenheit wird es zum „n“. Hört sich ganz einfach an. Ausprobiert habe ich es noch nicht! Sie haben auch kein Verb „sein“. Sie sagen einfach „sie schön“. Deren Wortreihenfolge ist auch anders. Sie sagen nicht „Laura schreibt einen Blog“, sondern „schreiben einen Blog Laura“. Das Subjekt ist immer am Ende. Und sie haben keinen Buchstaben „u“, deren „o“ ist manchmal ein „u“ und manchmal ein „o“. Die Wörter sind eigentlich relativ einfach. Viele Wörter kommen aus dem Französischen, was es einfacher macht. Leider muss ich aber immer fragen, was was bedeutet, weil ich kein richtiges Wörterbuch habe. Das einzig komplizierte ist die Betonung, weil sie nicht schreiben wie sie es sprechen. Wofür ich madagassisch lerne, weiß ich auch nicht. Besonders weil es ja nicht das offiziele Madagssisch ist. Zu Hause kann ich damit vermutlich auch nicht viel anfangen, aber es ist einfach interessant eine neue Sprache zu lernen und zu verstehen, was die Leute um dich herum sagen. Mal sehen, wie weit ich mit meinem Lernen komme! Erin-androu manaraka! (Bis nächste Woche!) |
Ich bin Laura und ich liebe Reisen! Herzlich willkommen in meinem Blog und in meine Abenteuer!
Archiv
June 2019
|