Wer mein Instagram verfolgt (und Estnisch spricht), weiß, dass ich im Moment in Kaunas bin. Warum ich hier bin und was ich hier mache, erzähle ich euch gleich: Da ich alle Prüfungen in der Uni geschrieben habe, dachte ich mir, dass ich per Anhalter nach Deutschland fahren kann. Anfang Februar habe ich ein Erasmus Projekt dort, also nutze ich die Möglichkeit und fülle meine freie Zeit mit einer anderen Art und Weise des Reisens. Ich habe meinen Tag ungefähr 7.20 in Tartu begonnen. Von meinem Zuhause in Tartu bin ich ca eine Stunde zu einer besseren Stelle gegangen. Ich bin solange gegangen, da ich erstens eine schwere Tasche mithabe und zweitens, ich Blasen bekommen habe (jetzt sind meine Füße komplett kaputt, obwohl ich gar nicht so viel gegangen bin). Auf jeden Fall habe ich eine halbe Stunde gewartet, bis mich ein älterer Herr mitgenommen hat. Er selber ist Polizist (habe mich also sehr sicher im Auto gefühlt) und hat gerade seine Schicht beendet, dann war auf dem Nachhauseweg. Er konnte mich aber nur 30-40km weiterbringen. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, nicht so kurze Strecken zu fahren, habe ich es angenommen. Es gab zu dem Zeitpunkt noch nicht so viele Autos, also war es besser als in der Kälte zu stehen. Dort, wo er mich abgesetzt hat, habe ich aber nur 5-10min gewartet, bis mich ein estnisches Paar mitgenommen hat. Die sind mit einem großen Bus gekommen, ich dachte also sie viele Kinder haben, aber so war das überhaupt nicht! Noch viel besser war, dass sie direkt nach Riga gefahren sind! Die sind dort in den neuen Ikea gefahren (in Estland gibt es (noch) kein Ikea…) Ich war megaglücklich, dass ich eine Mitfahrgelegenheit direkt nach Riga bekommen habe, was für die Zwischenstation nach Kaunas war. Die Esten waren auch sehr nett. Wir haben über estnische Politik gesprochen, über die Jugend von heutzutage und einfach so über das Leben. Leider sind sie nicht ganz in die Innenstadt von Riga gefahren, sondern ca 10-12km weiter entfernt. Da es bei der Stelle aber überhaupt keine gute Stelle zum Hitchhiken gab, habe ich mich dazu entschlossen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Auf dem Markt habe ich mir dann einen kleinen Snack gekauft und dann bin ich weiter. Von der Innenstadt ist es nicht gut, zu hitchhiken, sodass ich noch ungefähr eine Stunde zum Rand von Riga gegangen bin. Dort hat mich dann ca nach 20min ein junger Mann mitgenommen, der vor drei Jahren auch sehr viel durch Europa gehitchhiket ist. Er hat mir dann noch ein paar gute Tipps gegeben. Mit ihm bin ich ca eine halbe Stunde gefahren und von dort hat mich dann eine Frau für eine weitere halbe Stunde mitgenommen. Mit der habe ich über Psychologie, Yoga und Esoterik gesprochen. Es war sehr interessant mit ihr zu sprechen, wie man „sich selber findet“ und das Leben lebt. Anscheinend bin ich da auf dem richtigen Weg! Jetzt kommt der schlimmste Teil des Tages. Als die Frau mich abgesetzt hat, war ich irgendwo in der Mitte Lettlands. Die Stelle, wo sie mich hingebracht hat, war ein bisschen schlecht, also bin ich einiger Meter weitergegangen. Dort habe ich dann einen anderen Mann gesehen, der per Anhalter gefahren ist. Am Anfang habe ich mich gefreut, dass ich mich mit ihm unterhalten kann und wir vielleicht ein kleines Stück zusammenfahren können. Schnell habe ich aber verstanden, dass der Mann alt ist, überhaupt kein Englisch spricht und ich habe keine Ahnung, von wo der kommt. Er war überhaupt nicht glücklich, dass ich jetzt „seine Stelle“ weggenommen habe. Am Anfang war ich noch ein bisschen in seiner Nähe, aber dann hat er angefangen irgendetwas zu reden, wovon ich nichts verstanden habe. War ein bisschen gruselig, also bin ich noch 20-30m von ihm entfernt gegangen. Dann hat er zwischendurch auf mich geschrien, hat mich böse angeguckt und mit seinen Armen wild herumgefuchtelt. Nach 10min habe ich mir gedacht, dass bevor er mich noch angreift, gehe ich mich bei der Tankstelle ausruhen und dann wieder zur alten, logistisch schlechten Stelle. Bei dem Zeitpunkt war ich echt glücklich, dass ich doch Pfefferspray gekauft habe und ich habe dort das erste Mal (in der Luft) getestet, ob da auch wirklich irgendetwas rauskommt. Nach ungefähr einer Stunde warten, hat mich endlich jemand mitgenommen. Zu dem Zeitpunkt war es echt mein Lebensretter, da meine Laune schon ein bisschen runtergegangen ist. Er ist bis jetzt der einzige Fahrer gewesen, mit dem ich echt ein tiefes Gespräch hatte. Er kam selber gerade vom nördlichsten Punkt Europas, ist aber sonst ein Deutscher. Er hat gerade so gesehen eine Mid-Life-Crisis. Er hat sein ganzes Leben lang gearbeitet, hat seine eigene Firma, hatte eine Frau, jetzt ist er geschieden, hatte ein Haus, jetzt hat er es verkauft. Jetzt fährt er einfach mit seinem Auto durch die Gegend, sucht den Sinn des Lebens und ist glücklich. Das hat mir wieder einmal sehr gezeigt, dass man neben der Arbeit und dem Workaholic Dasein (wozu ich auch neige) auch mal eine Pause braucht und dass Reisen die beste Variante für diese Pause ist. Mit ihm habe ich dann auch an einer Raststätte Mittag gegessen, wir haben insgesamt 3-4h zusammen verbracht und die ganze Zeit geredet. In Kaunas hat er mich auch direkt vor die Haustür meiner Couchsurferin gebracht, die auch megatoll ist und mit der ich mich sehr gut verstehe. Der erste Tag wag perfekt!
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Ich bin Laura und ich liebe Reisen! Herzlich willkommen in meinem Blog und in meine Abenteuer!
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June 2019
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